Die Raiffeisen-Tours-Kooperation (RTK) ist mit mehr als 4.200 angeschlossenen Reisebüros die größte Reisebürokooperation in Deutschland (ca. 1.500 eigene Mitarbeiter). Vor einigen Monaten geriet RTK in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die RTK dem deutschen Reisekonzern FTI Group über Jahre hinweg Umsatzzahlen von Reisebüros und Konkurrenten zugespielt haben soll[1]Datenskandal der deutschen Reisebranche?.

Die RTK stellt für die Reisebüros Lösungen für Einkauf, Marketing, Vertrieb und Technologie bereit. Die Reisebüros versorgen die RTK fortlaufend mit Informationen, die Auskunft über den Umsatz, die bevorzugten Reiseregionen der Kundinnen und Kunden und die Anteile der jeweiligen Reiseanbieter am Umsatz geben. Für den Reiseveranstalter FTI, der in Genuss dieser Vorzugsbehandlung gekommen sein soll, ist das natürlich ein großer Wettbewerbsvorteil. Auf Basis der Daten lassen sich gezielte Vertriebsoffensiven starten.

Der Jurist Peter Hense sieht in dem Verhalten einen Verrat von Geschäftsgeheimnissen oder eine Verletzung von vertraglichen Treuepflichten. Die Weitergabe von Umsatzzahlen an Dritte werde durch den Vertrag zwischen der RTK und dem Agenturpartner nicht abgedeckt[2]Welche Folgen hätte ein Datenaustausch zwischen RTK und FTI?.

Eine Untersuchung der Kanzlei CMS Hasche Sigle bestätigte den Verdacht. Demnach wurden von Ende 2015 bis März 2023 der FTI Group durch RTK “detaillierte Umsatzzahlen auf der Basis von eigenen Daten aus der RTK-Vertriebsdatenbank zur Verfügung gestellt”[3]Untersuchung bestätigt Daten-Deal zwischen RTK und FTI. Ursprüngliches Ziel der Zusammenarbeit mit FTI sei laut RTK-Geschäftsführer Thoams Bösel gewesen, “die Option auf Zusatzprovisionen für die Partnerbüros der Kooperation zu schaffen”. Jedoch habe sich die gutgemeinte Zusammenarbeit verselbstständigt und sei über das Ziel hinausgeschossen.

Als Reaktion auf den Skandal und den Umgang der RTK-Führung mit dem Vorfall hat TUI die mit dem RTK-Betreiber RT Reisen GmbH geschlossenen QTA-Rahmenvereinbarung gekündigt. Unzufrieden mit der Aufklärung der Vorgänge durch RTK zeigte sich auch Schauinsland-Reisen[4]RTK-Datenskandal: Linnhoff fordert Ende der Salamitaktik.

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