Der Chef von Nextcloud, Frank Karlitschek, hat in der Vergangenheit bereits deutliche Kritik an Gaia-X geübt[1]Gaia-X: Zu viele Köche verderben den Brei. Vor wenigen Tagen hat er in einem Interview seine Kritik bekräftigt.

In einem Interview mit dem britischen Online-Magazin The Register erklärte Karlitschek, dessen Unternehmen einen Open-Source-Dateihosting-Dienst für Selbsthoster anbietet[2]Gaia-X project doesn’t have a future, claims Nextcloud boss: “Ich habe keine Hoffnungen für Gaia-X, um ehrlich zu sein. Ich glaube nicht, dass Gaia-X eine Zukunft hat. Es ist im Grunde ein Papiermonster, das zwar existieren wird, aber leider keinen Einfluss auf den Markt haben wird.”

Die ersten Diskussionen seien noch erfolgversprechend verlaufen, so Karlitschek. Damals sei es noch daraum gegangen, einen Weg ähnlich dem von Airbus einzuschlagen, bei dem europäische Luft- und Raumfahrtunternehmen zusammenarbeiten, um es mit den amerikanischen Luftfahrtgiganten aufzunehmen. Der Weg änderte sich jedoch schnell von der Schaffung eines weiteren Cloud-Service-Unternehmens hin zur virtuellen Hyperskalierung.

Mit Open Source und offenen Standards hätte man dafür sorgen können, dass die vorhandenen Lösungen miteinander kompatibel sind, und Kunden von einem Cloud-Anbieter zum anderen hätten wechseln können. Sie wären in der Lage gewesen, Speicher von einem Cloud-Anbieter, Rechenleistung von einem anderen und Zahlungsdienste von einem dritten Anbieter beziehen, so Karlitschek. “Das Konzept hat mir sehr gut gefallen… wir waren von Anfang an dabei, also war Nextcloud vom ersten Tag an Mitglied, als Gaia-X gegründet wurde.”

Als die Hyperscaler jedoch zu voll stimmberechtigten Mitgliedern zugelassen wurden, war das der Wendepunkt. Diese hätten Gaia-X dann gekapert. “Sie taten dies auf sehr intelligente Weise … indem sie De-facto-Standards schufen, indem sie es mit Dokumenten und Leuten und Vorschriften und allem überschwemmten“.

Der Federated Cloud Services Catalogue sei zwar nützlich, jedoch habe man das Gefühl, dass sich das Fenster der Möglichkeiten schließe. “Es gab eine Diskussion, dass es eine zentrale Webseite innerhalb der Gaia-X-Website geben sollte, auf der die Nutzer verschiedene Dienste bestellen, auswählen und vergleichen konnten”, erinnert sich Karlitschek an die ursprüngliche Idee hinter dem Dienst. Aber dann wurde natürlich entschieden, dass das nicht mehr gut ist. Dann gab es eine Diskussion über eine Referenzimplementierung der Gaia-X-Dienste, so dass kleinere Cloud-Anbieter sie einfach übernehmen und einsetzen können und dann kompatibel sind. Auch das ist nicht wirklich passiert” so Karlitschek.

Gaia-X entgegnet auf die Kritik, dass immer mehr Hyperscaler ihre Strategie an die Gaia-X – Bedingungen anpassen und die europäischen Werte bei der Bereitstellung von Cloud-Service beachten würden.

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