Die Datensouveräntität ist für viele KMUs ein wichtiges Thema. Im Interview mit SDI erläutert Sebastian Kleff (Foto), CEO und Co-Founder der sovity GmbH, wie KMUs mit Data Sovereignity as a Service Daten GAIA-X – konform sicher mit Dritten austauschen und dabei die Nutzungsbedingungen festlegen können.
- Herr Kleff, welches Ziel verfolgt die sovity GmbH mit ihrem Angebot Data Sovereignity as a Service?
Unser Ziel ist es, die komplexe Technologie, die sich hinter dem Data Spaces und Connectoren verbirgt, für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) einfach zugänglich zu machen. Der Datenaustausch zwischen den Unternehmen erfolgt dabei auf Basis der IDSA- und GAIA-X-Standards. So können Unternehmen z.B. ohne eigene Expertise an verschiedenen Data Spaces wie Catena-X oder dem Mobility Data Space teilnehmen.
- Welchen Aufwand muss ein KMU treiben, um Ihren Service nutzen zu können?
Zusammen mit sovity ist das Onboarding sehr einfach: sovity übernimmt alle technischen Dinge und das KMU erhält eine Mail mit einem Link, über den der Zugang zum Connector hergestellt wird. Dann kann das Unternehmen sehr einfach Datenquellen anbinden und über den jeweiligen Data Space Daten austauschen. Wir bieten übrigens auch sogenannte Trials an, also Gratis-Zugänge für Testzwecke. So kann man sich schnell mit der Technologie vertraut machen.
- Welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen müssen auf Seiten des KMUs gegeben sein?
Wir setzen einen gewissen Reifegrad der Digitalisierung bei den KMUs voraus, d.h. das KMU sollte bereits Daten erheben und halten. Bestenfalls hat man bereits Erfahrung darin, Daten mit anderen Partnern austauschen. Am einfachsten ist die Anbindung, wenn das KMU über Rest-APIs für die Anbindung an den Connector verfügt. Es ist aber auch möglich, die Daten per File Upload in Excel- oder CSV-Format bereitzustellen.
- Welche Voraussetzungen müssen die Partner, mit denen das KMU Daten tauschen will, erfüllen?
Die Partner müssen für den Datenaustausch ebenso einen Connector nach den jeweiligen Standards nutzen. Das kann unser Connector sein, aber auch der anderer Anbieter. Grundsätzlich sind Data Spaces offen – also anbieterunabhängig – gedacht. Wichtig ist, dass der jeweilige Connector wie unserer Catena-X zertifiziert ist oder den IDSA-Standards entspricht.
- Wie werden Daten zwischen den Partnern ausgetauscht?
Die Daten, die das KMU austauschen will, werden im Data Space bereitgestellt und ausgetauscht. Dazu werden die Datenquellen an einen Connector angebunden, die Daten jedoch nicht im Data Space gespeichert.
Das KMU definiert Nutzungsbedingungen für die Daten, wie z.B. den Verwendungszweck, die Dauer des Zugangs zu den Daten oder wer welchen Auszug der Daten einsehen darf. Welche Nutzungsbedingungen definiert werden, können die Partner in einem Austausch vorab bilateral klären.
Damit die Datenangebote gefunden werden können, werden Metadaten definiert, die das jeweilige Datenangebot beschreiben. Hier kann zum Beispiel der Inhalt, die Art, das Format oder die zeitlichen Eckpfeiler des Datenauszugs beschrieben werden.
Im Data Space werden zunächst nur diese Metadaten mit anderen Parteien geteilt. Die jeweiligen Partner können anhand der Metadaten die richtigen Datenangebote selektieren und müssen die Nutzungsbedingungen akzeptiert haben, wenn sie die Daten nutzen wollen. Hier wird dann zum Beispiel auch geprüft, ob die jeweilige Partei das Datenangebot überhaupt nutzen darf.
Anschließend können die Daten ausgetauscht werden.
- Wie wichtig ist den Unternehmen nach Ihrer Erfahrung das Thema Datenhoheit?
Das Thema Datenhoheit ist natürlich von großer Bedeutung, gerade für KMUs. In den letzten Jahren merken die Unternehmen vermehrt, welche Schätze in Daten liegen – gerade auch, wenn Daten ausgetauscht werden, z.B. um Prozesse zwischen Unternehmen zu optimieren.
Durch die Definition der Nutzungsbedingungen und die Möglichkeit, den Datenaustausch nachzuverfolgen, wird das Thema Datenhoheit abgedeckt. So können Unternehmen Daten teilen, die Mehrwerte heben und gleichzeitig die Hoheit über Ihre Daten behalten.
- Welche Anwendungsfälle kann ein KMU mithilfe Ihres Services abwickeln?
Es gibt eine breite Auswahl von Anwendungsfällen, die man mit unseren Services realisieren kann.
Zum einen gibt es viele Anwendungsfälle, die bereits heute oftmals mit einem manuellen Datenaustausch oder eine Vielzahl verschiedener Plattformen bewältigt werden. Data Spaces wie Catena-X verbinden bestehende Systeme und ermöglichen so einen automatisierten Datenaustausch aus verschiedenen Datenquellen und somit verbesserte Prozesse.
Weiterhin entstehen gegenwärtig viele neue Anwendungsfälle, in denen ein neuer Datenaustausch zwischen bereits vernetzten Firmen gestaltet wird. Als Beispiel sei hier der CO2 Footprint von Produkten genannt: Künftig werden Unternehmen fortwährend den Footprint einzelner Produktbestandteile entlang der Wertschöpfungskette austauschen, um so ein realistisches Bild und letztlich eine messbare Reduktion der Footprint der Endprodukte zu erreichen.
Weiterhin entstehen neue Geschäftsmodelle durch die Zusammenführung von Daten aus ganz unterschiedlichen Sektoren. In Datenökosystemen, wie dem Mobility Data Space werden z.B. Daten von verschiedenen Ridesharing-Anbietern, dem ÖPNV und von Wetterdiensten zusammengeführt, um ideale Reiseempfehlungen für die Individual-Mobilität der Zukunft zu geben.
Mit unseren Services können Unternehmen an diesen Ökosystemen und den Anwendungsfällen teilnehmen und diese selbst gestalten. Der souveräne Datenaustausch ist dabei bereits abgedeckt.
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