Ende 2019 trat in China ein Kryptografie-Gesetz in Kraft, das es der Regierung erlaubt, die Daten der ausländischen Unternehmen einzusehen. Die Unternehmen, so sieht es das Gesetz vor, dürfen keine Verschlüsselung verwenden[1]Neue Datenschutz-Gesetze ermöglichen China die Kontrolle über ausländische Daten. Davon betroffen sind sensible Daten wie personenbezogene Daten und Maschinendaten[2] China erzwingt vollständigen Zugriff auf ausländische IPs und Datenmaterial weltweit & MLPS 2.0: China’s enhanced data security multi-level protection scheme and related enforcement updates).
In seiner Studie zum digitalen Protektionismus im Auftrag der IMPULS-Stiftung wies Bird & Bird auf den wachsenden Regulierungsdruck hin, dem ausländische Unternehmen ausgesetzt sind1. So könnten sich die Behörden in China nicht nur Zugriff auf die Daten der ausländischen Unternehmen verschaffen, sie wären darüber hinaus noch in der Lage, die „Ausfuhr“ der Maschinendaten in die Heimatländer zu unterbinden.
Sofern dann noch die Vision der Neuen Seidenstraße Realität wird, könnte, so u.a. der Deutschland-Chef von Accenture, die Luft für die deutsche und ausländische Industrie richtig dünn werden2. Hinzu kommt noch, dass seit 2020 auch Unternehmen unter die Regelungen des Sozialkreditsystems fallen, d.h. die Unternehmen, auch ausländische, erhalten für ihr Betragen eine Note3.
Es mag ja zutreffend sein, dass Deutschland noch über den größten Schatz an Maschinendaten verfügt, wie Wolfgang Wahlster hervorhebt; nur, was nützt dieser Schatz, wenn er den Blicken der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, deren Ambitionen im Welthandel noch lange nicht gestillt sind, schutzlos ausgesetzt ist? Ganz abgesehen davon, dass die Daten an der Rückkehr in ihre Heimatländer gehindert werden können.
Die Zeit scheint reif, näher über die Vorteile und existenzielle Bedeutung von Trustworthy KI Made in Europa intensiver nachzudenken und entsprechende Aktionen daraus abzuleiten4. Mit dem derzeitigen Flickenteppich an Forschungsprojekten im Bereich KI/Cybersecurity werden wir dem Problem nicht beikommen. Eher verhilft der fortgesetzte Aktionismus dazu, den Eindruck zu erwecken, die Herausforderungen in Angriff zu nehmen, ohne dabei jedoch zu einem halbwegs greifbaren Ergebnis zu kommen; ganz zu schweigen von einer kohärenten Strategie.
Zuerst erschienen auf Identity Economy
Weitere Informationen:
Webinar: MLPS 2.0 in der Praxis
Status quo VPN und Datenaustausch in China
Netzwerksicherheit in China und grenzüberschreitender Datenaustausch
Wie DAT die Herausforderung China meisterte
Wo Staat und Firmen alles speichern
Sichere Kommunikation trotz VPN-Verbot in China
Gesetz zur Exportkontrolle in China – Priorität Technologie
China: Cybersecurity-Gesetz sieht deutliche Verschärfung vor
Kampf um die Datenmacht: Peking will die volle Kontrolle zurück
- Digitaler Protektionismus behindert den freien Austausch von Maschinendaten [↩]
- Die Neue Seidenstraße führt die erfolgskritische Bedeutung der Maschinenidentitäten vor Augen [↩]
- Bewertungssystem in China. Eine Schulnote für jede Firma [↩]
- Was bedeutet trustworthy KI für die Industrie? [↩]
References
[…] Wie sich China den Zugriff auf die Maschinendaten ausländischer Unternehmen verschaffen will […]
[…] Regierung, den Datenaustausch entlang der Neuen Seidenstraße unter ihre Kontrolle zu bringen[2]Wie sich China den Zugriff auf die Maschinendaten ausländischer Unternehmen verschaffen will sowie die sich abzeichnende Abschottung der globalen Märkte rücken den sicheren Datenaustausch in […]